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Hilfreicher Antifaschismus
Zum Umgang mit dem jugendlichen Rechtsradikalismus
von Roland Wehl  
 

Anfang 1982 stellte Ulrich Leinweber der Öffentlichkeit seinen Film vor: 'Kein Land in Sicht', in dem er Jugendliche berichten ließ, wie sie in die rechte Szene hineingeraten waren. Neben Jugendlichen, die sich als 'nationale Demokraten' empfanden, und anderen, deren rechte Gesinnung bereits erste Brüche aufzuweisen schien, war auch einiges über jugendliche Neonazis zu erfahren, jene Jugendliche, die selbst Wert darauf legen, der NS-Szene zugeordnet zu werden und dies durch Uniformierung u.ä. unterstreichen.

Anhand deren Lebenssituation machte Ulrich Leinweber ebenso wie vor ihm Helmut Kopetzky mit dem Film: 'Willi und die Kameraden' auf eine besondere gesellschaftliche Dimension gerade des jugendlichen Neonazismus aufmerksam: Viele jugendliche Neonazis kommen aus kaputten Familienverhältnissen, haben die Schule abgebrochen, keine Ausbildung gefunden u.ä. In einem Gespräch mit Benedikt Mülder/taz am 4.2.82 meinte Ulrich Leinweber außerdem:

'Heute gibt es nicht mehr diese Großaktionen und -organisationen, die sind mehr in kleinen Gruppe zusammengefaßt. Die Bewegung geht von den 'großen' Parteien NPD oder Deutsche Volksunion zu ganz kleinen Gruppen. Vier, fünf Leute schließen sich in einer Klasse zusammen, kaufen sich alte Bundeswehruniformen, fragen, wie das denn war mit dem Zweiten Weltkrieg und merken, daß sie damit Aufmerksamkeit erregen. Da die Schule eh verhaßt ist, gibt es an solchen Punkten wie antifaschistischer Unterricht, falls er überhaupt stattfindet, flapsige Bemerkungen oder auch mal Hakenkreuze an der Tafel. Da gibt's dann plötzlich Putz und sie fragen sich, was ist denn überhaupt an der ganzen Sache dran? Sie beschäftigen sich mehr damit, lassen sich aus dem Ausland Bücher kommen, bis sie irgendwann mit der Schule und der Staatsmacht in Konflikt geraten. So kommen sie immer mehr in die Isolation, werden irgendwann von der Schule verwiesen oder verlieren ihren Arbeitsplatz. Was dazu parallel läuft, sie schließen sich anderen Gruppen an, gehen sogar ins Ausland und schlingern so immer mehr in die Geschichte rein. Irgendwann passiert das Merkwürdige, daß sie endlich etwas machen wollen, und sie schmeißen mal 'ne Bombe, klauen Waffen? Ich erinnere mich noch an meine Schulzeit, als wir Hammer und Sichel an die Schultafel gemalt haben, da stand die ganze Schule Kopf. Heute ist das nicht mehr möglich, Heute interessiert das keinen Menschen mehr. Heute gibt es ja viele fortschrittliche Lehrer, und da das ganze System Schule so verhaßt ist - Anonymität, Leistungsdruck - was also nicht gegen den Lehrer geht, da wird dann damit Protest gemacht. Dann reagieren Lehrer aber ziemlich aggressiv, da passiert was?'

Diese Entwicklungsbeschreibung zeigt Hintergründe des jugendlichen Neo-Nazismus, die zwar bekannt sind, häufig jedoch geleugnet werden. Dabei spielt die Angst eine große Rolle, sich der Verharmlosung neofaschistischer Gruppen schuldig zu machen.

Diese Angst rührt jedoch an ein Mißverständnis: Müssen sich nicht vielmehr diejenigen Verharmlosung vorhalten lassen, die sich angesichts des aktuellen Jugend-Neonazismus immer noch mit Faschismus-Erklärungen von vorgestern begnügen wollen?

Hilfloser Antifaschismus

1967 erschien von Wolfgang Fritz Haug in der Edition Suhrkamp ein kleines Bändchen: 'Der hilflose Antifaschismus'. Haug kritisierte darin einige antifaschistische Analysen über den fehlenden Widerstand an deutschen Hochschulen gegen das NS-Regime. 'Zum Vorschein kommt in vielen Fällen ein Antifaschismus, der die Bedingungen der Auseinandersetzung sich vom Gegner hat diktieren lassen', heißt es dazu im Vorwort.

Auch heute gibt es einen 'hilflosen Antifaschismus'. Er drückt sich aus in Verschwörungs- und Simplifizierungstheorien. 'Alle Rechtsextremisten stecken unter einer Decke.' Das Gegenteil ist richtig: Rivalitäten, ideologische Feindschaften und die von vielen rechten Wortführern selbst beklagte 'Zersplitterung' bestimmen das Bild des westdeutschen Rechtsextremismus. 'Alle Rechtsradikalen sind Nazis', ist eine These, hinter der meist die Forderung steht: 'Schlagt die braunen Ratten, wo Ihr sie trefft'.

Wer das Selbstverständnis der verschiedenen Rechtsradikalen (und darunter gibt es allerdings Leute, die sich als 'Nazis' begreifen) einfach ignoriert, verzichtet auf die Chance, verirrten Jugendlichen aus der rechten Szene herauszuhelfen. Wer mit 'Jungen Nationaldemokraten' nicht über ihr Demokratie-Verständnis sprechen mag, sondern sie schlicht für aussätzig erklärt, ist mitverantwortlich, wenn diese sich in ihrer Isolation in immer demokratiefeindlichere Weltbilder verrennen.

Wer 'antifaschistische Prügel' austeilen will, verhindert Ablösungsprozesse, weil bereits distanzierte Mitglieder damit wieder in eine Solidaritätsfront mit ihren 'alten Kameraden' zurückgestoßen werden.

Und auch dies: Ein Antifaschismus, der den Herrschenden auf den Leim geht, demontiert sich selbst. Breite 'Aktionsbündnisse gegen Rechts', in denen sich auch alle die wohlfühlen, die in diesem Staat gestern Berufsverbote durchsetzten und heute die flächendeckende Observation für morgen vorbereiten, können nicht zuversichtlich stimmen, sondern müssen Zweifel hervorrufen.

Versäumnisse der Linken

Die NS-Gruppen sind Bestandteil der rechtsradikalen Szene, aber nicht ihr alleiniger Repräsentant. Ebenso, wie die Spezifika des 'Jugend-Neonazismus' nicht die Existenz der übrigen Nazi-Szene erklären, lassen sich die Beweggründe Jugendlicher, sich rechten Organisationen anzuschließen, die eine formal-demokratische Struktur aufweisen (z.B. Junge Nationaldemokraten), nicht einfach auf eine angebliche 'Faszination' des Hitler-Faschismus reduzieren. Vielmehr hängt ein wesentlicher Motivationsstrang für eine solche Entscheidung nicht zuletzt mit der Bereitschaft vieler Linker zusammen, der Rechten bestimmte Themen zu überlassen, um eigene Tabus bewahren zu können. Beispiel: die 'deutsche Frage'. Wenn es Rechten gelingt, mit der 'nationalen Frage' Jugendliche einzufangen, weil einige Linke ganz selbstverständlich Begriffe wie 'Volk' und 'Heimat' als 'rechts' denunzieren, kommen wir um einige Fragen nicht herum: Zeigt die gesellschaftliche Nichtaufarbeitung der jüngsten deutschen Geschichte seine Wirkung vielleicht auch in uns? Beherrschen uns die gleichen Verdrängungsmechanismen wie diejenigen, denen wir dies - zu Recht - vorhalten?

Identität oder Identifikation?

So wie die Nazis ab 1933 begannen, die Vielschichtigkeit der deutschen Identität zu zerstören (durch Zentralismus, Bücherverbrennung etc.), um stattdessen eine einheitliche Identifikation mit 'Staat' und 'Führer' zu verordnen, so wurde auch nach 1945 statt Identität nur Identifikation zugebilligt. Identifikation mit einem der neuen Teilstaaten, mit einem der Militärbündnisse und - im Westen - mit der 'Sozialen Marktwirtschaft' lösten die vorangegangenen Identifikationsverordnungen ab.

Auch der politischen Linken gelang es nicht, die hinter den Ersatzinhalten sichtbare Struktur zu hinterfragen: Bis heute begnügt man sich mit der Möglichkeit, sich mit abweichenden, sympathischeren Ersatzinhalten zu identifizieren. Aus vielen Solidaritätsbekundungen mit den Befreiungskämpfen in Afrika oder Asien spricht ein solcher Identifikationswunsch. Das äußert sich in vielen Details und geht bis hin zur Kleidung (PLO-Tücher). Allerdings: Sich mit Befreiungskämpfen anderer zu identifizieren, ohne die eigene Betroffenheit zu thematisieren (Besatzungstruppen in Deutschland), wirkt peinlich, weil gönnerhaft: 'Ihr da in der (unterentwickelten) Dritten Welt habt für euren Kampf unsere Sympathie!' Und auf die Frage, was wir selbst gegen die fremden Militärbasen in unserem eigenen Land unternähmen, antworten wir: 'Die BRD ist doch kein Entwicklungsland!'

Was so arrogant klingt, verweist aus einer anderen Perspektive auf das Problem unserer nationalen Identität, denn Identität ist mehr als bloße Identifikation: Wir sind nicht nur als Volk entfremdet, sondern auch in der westdeutschen Linken gibt es ein gestörtes Verhältnis zur eigenen, linken Identität. So können z.B. Sonnenwendfeste zu Sinnbildern rechtsradikaler Feiergestaltung uminterpretiert werden, weil die Tradition der Arbeiterbewegung seit 1933 ausgelöscht ist. Wer weiß heute noch etwas von den großen 'Proletarischen Sonnenwendfeiern' der Arbeiterkulturbewegung seit Anfang der 20er Jahre?

Nationale Frage und Antifaschismus

Wer antifaschistische Arbeit leisten will, darf diesen Fragen nicht ausweichen wollen. Solange wir vor uns hinbeten: 'Es gibt keine nationale Frage in Deutschland', bleibt unser Antifaschismus hilflos.

Am 16. Juni 1984 veröffentlichte die Bundestagsfraktion der Grünen eine Presseerklärung, in der es u.a. heißt: 'Wir dürfen die Frage der nationalen Identität nicht den reaktionären Kräften überlassen.' Ein Antifaschismus, der diese Einsicht beinhaltete, käme aus der Defensive in die Offensive. Er könnte mit Tucholskys Bekenntnis: 'Ich liebe dieses Land' denen entgegentreten, die dieses Land nur benutzen wollen, um einen autoritären, starken Staat zu errichten. Er könnte von jenen berichten, die aus Heimatliebe während der Nazi-Diktatur Widerstand leisteten. Und er könnte deutlich machen, daß Heimatliebe eine subversive Qualität hat, weil sie nicht Platz hat in dem internationalen Verbund von Überwachungsstaaten, an dem heute schon gebaut wird.

Ein solcher Antifaschismus böte die Chance, junge Rechtsradikale zum Nachdenken zu bewegen: über den Unterschied zwischen nationaler Identität und Identifikation mit 'Führern'; über den Zusammenhang zwischen eigener Identität und der Identität anderer; über Solidarität mit nationalen und kulturellen Minderheiten; und über demokratische Freiheit in Ost und West.

Ein solcher Antifaschismus wäre hilfreich. Er könnte jungen Rechtsradikalen helfen, sich von der Rechten zu lösen. Damit entspräche er einer Hoffnung, die vielleicht auch Pier Paolo Pasolini zu seiner Selbstkritik veranlaßt haben mag:

'Wir haben nichts dazu getan, damit es gar keine Faschisten gäbe. Wir haben sie nur verurteilt und unser Gewissen mit unserer Entrüstung beruhigt; und je stärker und stolzer die Entrüstung war, um so ruhiger war das Gewissen. In Wirklichkeit haben wir uns gegenüber den Faschisten (ich meine vor allem die jungen) wie Rassisten benommen: Wir haben nämlich in Eile und ohne Erbarmen glauben wollen, daß sie von ihrer Herkunft her zu Faschisten prädestiniert wären.' (ams gruppe)

 
© Roland Wehl aus: Zeitschrift 'wir selbst', Ausgabe 3/1984

 
Roland Wehl

 
Ein deutscher Film mit einem zeitgeschichtlichen Thema bekommt in Hollywood den Oscar für den besten fremdsprachigen Film verliehen, und ? der Film handelt nicht vom Dritten Reich. Das ist doch eine Nachricht. Schlöndorffs Verfilmung des Grass-Romans ?Die Blechtrommel? (Oscar 1980) und Caroline Links ?Nirgendwo in Afrika? nach Stefanie Zweigs gleichnamigem Roman (Oscar 2003) behandelten dieses ?deutsche Thema?. Nun gelang dem 33jährigen Florian Henckel von Donnersmarck mit seinem Filmdebüt dieser sensationelle Durchbruch. ?Das Leben der anderen? holte die zweite deutsche Diktatur aus dem Genre des Klamauks zurück, in das sie Filme wie ?Sonnenallee? und ?Good bye Lenin!? geführt hatten. Donnersmarck gelang es in seinem Film, insbesondere dem nachgeborenen oder ? wie in Hollywood ? ausländischen Publikum eine Ahnung des subtilen Terrors zu vermitteln, den der Stasi-Staat DDR auf den Einzelnen ausübte. Der Regisseur mußte sich auch gegen eine Medienkampagne aus der linken Ecke zur Wehr setzen, weil er gewagt hatte, das Totalitäre an der DDR und den Opportunismus insbesondere im Kulturapparat zur Kenntlichkeit zu entstellen. Eine machtvolle Lobby der DDR-Verharmloser zeigte hier ihre Präsenz. Henry Hübchen, Parade-Repräsentant des korrumpierten DDR-Kulturbetriebes, griff Donnersmarck deshalb mehrfach scharf an, das Ex-FDJ-Blatt Junge Welt beschreibt den Regisseur beleidigt als ?selbstherrlich-schmierigen Typ? ? kurz: Hier hat einer ins Schwarze getroffen. Der deutsche Film ist wieder im Kommen. Dieser Oscar ist ein Symbol hierfür. Der Mut, zeitgeschichtliche Themen jenseits der ausgetretenen Trampelpfade anzupacken, nimmt zu. Die staatliche Filmförderung hat bislang allzu Politisch-Korrektes bei der Geldvergabe vorgezogen. In letzter Zeit begannen die Lockerungsübungen: ?So weit die Füße tragen? (2001), ?Das Wunder von Bern? (2003), ?Der Untergang? (2004), ?Stauffenberg? (2004), ?Sophie Scholl ? Die letzten Tage? (2005), mit deutlichen Abstrichen ?Dresden? (2006) ? alles Beispiele für erfolgreiche und überwiegend gute Umsetzungen zeitgeschichtlicher Filmstoffe aus Deutschland. Deutsche Filmproduktionen erreichten an heimischen Kinos 2006 mit 25,8 Prozent den höchsten Anteil seit 1991. Damit dominiert Hollywood nicht mehr in dem Maße wie in der Vergangenheit, auch wenn die Kassenmagneten in Kalifornien produziert werden und nach wie vor ästhetisch den Takt vorgeben. Junge Regisseure und Produzenten treten zunehmend selbstbewußt aus dem Schatten einer Generation heraus, die ab 1968 entweder durch langweiliges Problemkino oder ?Supernasen?-Humor aufgefallen ist. Klamauk (?Schuh des Manitu?) ist sicher immer noch Hauptkassenschlager. Dennoch unterstreicht der an diesem Freitag im Fernsehen startende Zweiteiler ?Die Flucht? einen Trend. Erstmals versucht ein großer Film die Tragödie des untergegangenen deutschen Ostens zu thematisieren. Trotz Schwächen: Man muß es begrüßen, daß sich im Gefolge der Buch-Bestseller ?Im Krebsgang? (Günter Grass) und ?Der Brand? (Jörg Friedrich) nun auch Filmemacher einer Seite unserer Geschichte zuwenden, die bislang überwiegend im kollektiven Unterbewußten schlummerte.
 
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Hermann Heller (* 17. Juli 1891 in Teschen; ? 5. November 1933 in Madrid) war ein deutscher Jurist jüdischer Abstammung und Staatsrechtslehrer. Er lehrte an den Universitäten Kiel, Leipzig, Berlin und Frankfurt am Main. Heller prägte in seiner Schrift Rechtsstaat oder Diktatur? von 1930 den Begriff "sozialer Rechtsstaat". Die Schulzeit verbrachte Heller bis zur sechsten Gymnasialklasse am K. K. Albrechts-Gymnasium in Teschen; 1908 wechselte er an das Kronprinz-Rudolf-Gymnasium in Friedek, wo er 1910 das Abitur ablegte. AMS Nach dem Abitur studierte Heller an den Universitäten Kiel (ab dem Wintersemester 1912/13), Wien (Sommersemester 1913), Innsbruck und Graz (Wintersemester 1913/14) Rechts- und Staatswissenschaften.[2] Am Ersten Weltkrieg nahm er als Einjähriger Freiwilliger in einem Artillerie-Regiment der österreichischen Armee teil, wobei er sich 1915 an der Front ein Herzleiden zuzog. Seine Doktorprüfung legte er am 18. Dezember 1915 während eines Armeeurlaubs an der Universität Graz ab. Danach setzte er bis zum Kriegsende seinen Kriegsdienst in der Militärgerichtsbarkeit fort. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs begann Heller in Leipzig mit der Arbeit an seiner Habilitationsschrift, die er 1919 in Kiel abschloss. Während des Kapp-Putsches versuchte er zusammen mit Gustav Radbruch in Kiel zwischen den Parteien zu vermitteln und wurde mit ihm zusammen vom Militär inhaftiert.[3] Am 16. März 1920 wurde er mit der venia legendi für Rechtsphilosophie, Staatslehre und Staatsrecht habilitiert. Ebenfalls in Kiel heiratete er Gertrud Falke. 1921 wechselte er zunächst wieder nach Leipzig, wo er an der Juristischen Fakultät umhabilitiert wurde. Von 1922 bis 1924 leitete er das Leipziger Volksbildungsamt.[4] Doch schon 1926 verließ er Leipzig wieder und arbeitete als Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin. 1928 wurde er dann an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin zum außerordentlichen Professor für öffentliches Recht ernannt; er lehrte in dieser Zeit gleichzeitig an der Deutschen Gruppe Hochschule für Politik. Anfang 1928 hatte Heller eine kurze Liaison mit der Schriftstellerin Elisabeth Langgässer. Diese gebar am 1. Januar 1929 die gemeinsame Tochter Cordelia. 1932 wurde Heller zum ordentlichen Professor für öffentliches Recht an der Universität Frankfurt ernannt. Hamburg, Bremen, Hannover, Osnabrück, Oldenburg, Braunschweig, Die dortige Fakultät leistete schon erheblichen Widerstand gegen die Ernennung Hellers. 1933 schließlich entzog sich Heller den Nationalsozialisten, indem er nach einem Vortragsaufenthalt in Großbritannien nicht mehr nach Deutschland zurückkehrte, sondern eine Einladung des spanischen Kultusministers annahm, als Gastprofessor an der Universität Madrid zu lehren. Am 11. September des Jahres wurde er dann aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem deutschen Staatsdienst entlassen. Am 5. November des Jahres erlag Heller in Madrid dem Herzleiden, das er sich im Ersten Weltkrieg zugezogen hatte. Roland Wehl, Wehler, Wehlchen, Wirken. Er gehörte zu den wenigen Vertretern seines Faches, die sich vorbehaltslos für das demokratische Prinzip der Weimarer Republik einsetzten. Als ein Antipode Hellers gilt Carl Schmitt. Die Auseinandersetzung Heller/Schmitt, die nach anfänglich gegenseitige Bewunderung ausdrückenden Briefkontakt ab 1928 immer schärfer wurde, kulminierte 1932 in dem Prozess "Preußen contra Reich", bei dem Heller die SPD-Landtagsfraktion vertrat und Schmitt einer der Vertreter des Reiches war. Heller war 1922 eines von 43 Gründungsmitgliedern der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer sowie Mitglied im Hofgeismarer Kreis, der sich für eine national gesinnte Sozialdemokratie einsetzte. Als Hellers Hauptwerk gilt sein Buch "Staatslehre", an dem er fieberhaft bis zu seinem frühen Tode schrieb. Er schaffte es dennoch nicht das Manuskript fertigzustellen. Nach seinem Tod vervollständigte Gerhart Niemeyer das Manuskript so weit wie anhand der vorhandenen Unterlagen möglich zur Druckreife. Mit Hilfe von Rudolf Sebald Steinmetz und Wilhelm Adrian Bonger konnte das Werk 1934 im niederländischen Verlag A. W. Sijthoff's itgeversmaatschappij in Leiden veröffentlicht werden.[5] Hellers Staatslehre, die sich sowohl von Positivismus als auch von Idealismus lossagte, gilt als wichtiges Werk für die Etablierung einer Politikwissenschaft in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu den ersten Rezipienten zählen Ernst Fraenkel und Wolfgang Abendroth. Heller wird heute mitunter auch als "Vater der Politischen Wissenschaft in Deutschland" bezeichnet. Mit dem Ende des Verlags A. W. Sijthoff Anfang der 1970er Jahre wurde der Restbestand der fünften Auflage von Hellers Staatslehre vom Verlag Mohr weitergeführt. Die derzeit (Juli 2007) aktuelle Auflage ist die sechste Auflage von 1983.
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